rheinisches landestheater neuss

die verwirrungen des zöglings törleß
Robert Musil
Stückfassung von Marc Lunghuß

Regie: Marc Lunghuß
Bühne: Martin Dolnik
Kostüme: Grit Groß
Dramaturgie: Alexandra Jacob
Mit: Matthias Brüggenolte, André Felgenhauer, Roman Konieczny, Henning Strübbe
Rechte: Rowohlt Theaterverlag, Reinbek

Alter: Freigegeben ab 16 Jahren
Dauer: 90 Minuten
Termin: 10. Mai 2010, 20 Uhr

Spielort: KJT Sckellstraße

In einem Internat werden die Söhne der "besseren Gesellschaft" erzogen. Der Träumer Törleß versucht, Antworten auf existentielle Fragen zu finden. Als sein Mitschüler Basini durch Erpressung zum willenlosen Sklaven der Mitschüler Reiting und Beineberg gemacht wird, fühlt sich Törleß gleichermaßen angezogen und abgeschreckt von den Exzessen und gerät so immer tiefer in den Sog aus Lust, Macht und Gewalt.

Eine verstörende Suche des jugendlichen Protagonisten, die sich zu einer Reise in die Abgründe menschlichen Daseins entwickelt.

 

Aus der Begründung der Auswahljury:

Alles ist Pose. Törleß schraubt die Stimme in künstliche Höhen, trägt einen Lorbeerkranz im Stile eines klassischen Dichters, stellt sich auf Stühlen aus wie sein eigenes Denkmal. O Captain, mein Captain, sagt er oft, ein Mitglied im Club der toten Dichter, das schwere Herz angefüllt mit stürmend-drängender Poesie. Robert Musils Roman erzählt, wie gefährlich die Zeit der Pubertät ist. Und die vier jungen Schauspieler lassen sich in der Regie von Marc Lunghuß aufopferungsvoll darauf ein, mit krassen Bildern, hemmungslos körperlichem Spiel und der Bereitschaft, sich ganz tief in Angstabgründe zu stürzen.

Es dauert, bis Basini, das Opfer, auftritt. Dann steht er allein im Frauenkleid auf der Bühne und keucht einen Text des amerikanischen Autors Bret Easton Ellis ins Mikrofon. Einen Text, der sexuelle Erniedrigung in deutlichen Worten beschreibt und die Lust des Opfers heraus schält, eine sadomasochistische Gratwanderung zwischen Leid und Genuss. Es ist harter Stoff, den das Rheinische Landestheater Neuss seinem Publikum vorsetzt, niemals spekulativ oder reißerisch, genau am Thema. Wilde Gefühle suchen nach Ausdrucksformen, die Jugendlichen sind brodelnde Vulkane. Ein aufwühlender, kraftvoller und dabei enorm unterhaltender Theaterabend, der moralische Grenzen überschreitet und in Frage stellt.

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